Anne Lisbeth


Anne Lisbeth


Anne Lisbeth war wie Milch und Blut, jung, frisch und fröhlich, wunderschön sah sie aus, blendend weiße Zähne, klare Augen hatte sie, leicht war ihr Fuß im Tanze und ihr Sinn noch leichter! Was kam aber dabei heraus? "Ein häßlicher Bube!" Nein, schön war er nicht!" Er wurde bei der Frau des Feldarbeiters "abgegeben." Anne Lisbeth kam ins gräfliche Schloß, saß dort im Prunkzimmer, angetan mit Sammet und Seide, kein Wind durfte sie anwehen, niemand ihr ein hartes Wort sagen, hätte ihr das doch Schaden bringen können, und das dufte ja nicht sein. Sie stillte das gräfliche Kind, und das war fein und zart wie ein Prinz, schön wie ein Engel; wie liebte sie dieses Kind! Ihr eigenes, ja, das war untergebracht, war bei dem Feldarbeiter, wo nicht der Topf, wohl aber der Mund überkochte und wo in der Regel niemand zu Hause war bei dem Knaben. Dieser weinte dann - aber was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß -, er weinte sich in den Schlaf und im Schlaf empfindet man weder Hunger noch Durst; der Schlaf ist eine gar gute Erfindung. Mit den Jahren - auch Unkraut schießt empor - schoß Anne Lisbeths Knabe in die Höhe, und doch war er im Wachstum zurück, sagte man; aber in die Familie war er ganz und gar hineingewachsen, sie hatten Geld dafür erhalten. Anne Lisbeth war ihn ganz los, sie war eine Stadtdame geworden, hatte es gut und gemütlich zu Hause und trug Hut und Schleier, wenn sie spazierenging; aber sie spazierte nie zu dem Feldarbeiter hinaus, das war zu weit von der Stadt entfernt, und sie hatte ja dort auch nichts zu tun, der Knabe gehörte den Arbeiterleuten, und sein Essen hatte er, sagte Sie, und was tun fürs Essen müsse er auch, und deshalb hütete er Matz Matzens rote Kuh, er konnte schon Vieh hüten und sich nützlich machten.
Der Kettenhund auf der Bleiche des Herrenhofes sitzt stolz im Sonnenschein oben auf seiner Hütte und bellt jeden an, der vorübergeht; gibt es Regen, verkriecht er sich in die Hütte und liegt dort warm und trocken. Anne Lisbeths Knaben saß auf dem Feldzaun im Sonnenschein und schnitzte einen Spannpflock, denn im Frühling hatte er drei Erdbeerpflanzen entdeckt, die in Blüte standen, die würden sicher Beeren tragen. Er saß draußen in Regen und Wetter und ward naß bis auf die Haut, der scharfe Wind trocknete ihm nachher die Kleider am Leib. Kam er einmal auf den Herrenhof, wurde er geknufft und gestoßen, er sei gar zu häßlich, sagten die Mägde und Knechte, daran war er gewöhnt, niemand liebte ihn!
So erging es Anne Lisbeths Knaben, und wie sollte es ihm anders ergehen! Sein Los war nun einmal, niemals geliebt zu werden.
Bisher eine "Landkrabbe," wurde er nun vom Land "über Bord" geworfen, er fuhr zur See mit einem elenden Fahrzeug, saß am Ruder, während der Schiffer beim Schnapsglas saß; schmutzig und häßlich war er, durchgefroren und heißhungrig, man sollte meinen, er sei nie satt gewesen, und das war auch der Fall. Es war Spätherbst, rauhes, nasses, windiges Wetter; der Wind schnitt kalt durch die dicken Kleider, namentlich auf See; und da fuhr ein elendes Fahrzeug mit einem einzigen Segel und nur zwei Mann an Bord, ja, nur anderthalb, hätte man sagen können, dem Schiffer und seinem Schiffsjungen. Dämmerlicht war den ganzen Tag über gewesen, jetzt wurde es finster; es herrschte eine schneidende Kälte Der Schiffer trank einen Schnaps, der ihn von innen erwärmen konnte! Die Flasche war alt, das Glas auch, oben war es ganz, aber der Fuß war abgebrochen, und nun stand es auf einem geschnitzten, blau angestrichenen Holzklötzchen. Ein Schnaps tut wohl, zwei tun noch wohler, meinte der Schiffer. Der Junge saß am Ruder, das er mit seinen harten, schwieligen Händen festkeilt; häßlich war er, das Haar struppig, er selber verkrüppelt und verkümmert, er war des Feldarbeiters Kind - im Kirchenbuch hieß er Anne Lisbeths Kind.
Der Wind flog auf seine Weise, das Fahrzeug auf seine dahin. Das Segel blähte sich, der Wind war hineingesprungen, es ging in sausender Fahrt, rauh, naß ringsumher, und noch ärger konnte es kommen! Halt! Was war nur das? Was stieß da, was zersprang dort, was ergriff das Schiff? Es drehte sich, legte sich um! War das ein Wolkenbruch? erhob sich eine Sturzsee? Der Junge am Ruder schrie laut auf: "In Jesu Namen!" Das Fahrzeug war auf einen großen Fels am Meeresoden gestoßen und sank wie ein alter Schuh in der Gosse, versank mit Mann und Maus, wie man sagt; und Mäuse waren an Bord, aber nur anderthalb Mann: Der Fischer und des Feldarbeiters Junge. Niemand sah es, außer den schwimmenden Möwen und den Fischen dort unten, und die sahen es auch nicht einmal recht, denn sie fuhren erschrocken auseinander, als das Wasser ins Schiff hineinbrauste und es versank. Kaum einen Faden unter dem Wasserspiegel lag es; diese beiden waren untergebracht, begraben und vergessen! Nur das Glas mit dem blauen hölzernen Fuß sank nicht. der Fuß hielt es oben; das Glas trieb dahin um zerbrochen und an die Küste gespült zu werden - wo und wann? Ja, wem läge wohl daran? Hatte es doch jetzt ausgedient und war es doch geliebt worden, nicht so Anne Lisbeths Knaben" Doch im Himmel wird keine Seele mehr sagen können: "Niemals geliebt!"
Anne Lisbeth wohnte in der Stadt, und zwar seit vielen Jahren hieß Madame und fühlte sich erst recht, wenn sie auf die alten Erinnerungen zu sprechen kam, auf die "gräfliche" Zeit, als sie in der Kutsche fuhr und mit Gräfinnen und Baroninnen verkehren konnte. Ihr süßes Grafenkind war der schönste Engel, die liebste Seele, es hatte sie so sehr geliebt und sie es wieder geliebt; sie hatten sich geküßt und geherzt, der Knabe war ihre Freude, ihr halbes Leben. Jetzt war er groß, vierzehn Jahre alt, schön und gelehrt; sie hatte ihn nicht wiedergesehen, seit sie ihn auf ihren Armen getragen; sie war seit vielen Jahren nicht mehr im gräflichen Schloß gewesen, war es doch eine ganze Reise bis dorthin!
"Ich muß mich mal aufraffen!" sagte Anna Lisbeth, "ich muß hin zu meiner Herrlichkeit, zu meinem süßen Grafenkind! Ja, er sehnt sich gewiß auch nach mir. Der junge Graf denkt an mich, liebt mich wie damals, als er mit seinen Engelsarmen an meinem Halse hing und rief "An-Lis!" es klang wie eine Violine! Ja, ich muß mich aufraffen und ihn wiedersehen!"
Sie fuhr in einem Schlächterwagen ins Land hinein, ging weiter zu Fuß und gelangte auf das gräfliche Schloß. Es war groß und prächtig, wie es immer gewesen, der Garten wie früher, von außen gesehen, aber die Leute drinnen im Hause waren ihr alle fremd, nicht einer unter ihnen kannte Anne Lisbeth, sie wußten nicht, was sie einst hier bedeutet hatte, aber die Gräfin würde es ihnen schon sagen, auch ihr eigener süßer Knabe; wie sehnte sie sich nach ihm!
Nun war Anne Lisbeth da; lange mußte sie oben warten, und dem Wartenden wird die Zeit lang! Ehe die Herrschaft zur Tafel ging, wurde sie zur Gräfin beschieden und sehr freundlich angesprochen. Ihren süßen Knaben sollte sie nach der Tafel sehen, sie sollte wieder hereingerufen werden.
Wie war er groß und lang und dünn geworden! Aber die wunderschönen Augen hatte er noch und den engelsüßen Mund! Er sah sie an, aber er sprach kein Wort. Er erkannte sie gewiß nicht wieder. Er wandte sich um, wollte weitergehen, da ergriff sie seine Hand und drückte sie an ihren Mund. "Gut, gut!" sagte er, und daraufhin ging er aus der Stube, er, der Gedanke ihrer Liebe, er, den sie am meisten geliebt hatte und am meisten liebte, er, ihr ganzer Erdenstolz!
Anne Lisbeth ging vor das Schloß und auf die offene Landstraße, ihr war traurig zumute; hatte er doch so fremd mit ihr getan, hatte er doch keinen Gedanken, kein Wort für sie gehabt, er, den sie einst bei Tag und Nacht getragen und immer noch in ihren Gedanken trug!
Ein großer, schwarzer Rabe schoß vor ihr auf der Landstraße nieder und schrie wieder und wieder auf. "Eia" sagte sie, "was bist du doch für ein Unglücksvogel!" Sie kam an dem Haus des Feldarbeiters vorüber; die Frau stand in der Tür, und beide sprachen miteinander.
"Du siehst gut aus!" sagte die Frau, "du bist dick und fett, dir geht es gut!" - "Oh ja! antwortete Anne Lisbeth. "Das Schiff ist mit ihnen untergegangen!" sagte die Frau. "Lars Schiffer und der Junge sind ertrunken, alle beide. Mit ihnen hat es ein Ende. Hatte ich doch immer geglaubt, der Junge würde mir einmal mit ein paar Talern aushelfen können, dich kostet er nun nichts mehr, Anne Lisbeth!"
"Sie sind ertrunken?" sagte Anne Lisbeth, und sie sprachen nicht mehr über die Angelegenheit. Anne Lisbeth war recht betrübt, weil ihr Grafenkind keine Lust gehabt hatte, mit ihr zu sprechen, mit ihr, die sie ihn so sehr liebte und den langen Weg zurückgelegt hatte, um zu ihm zu gelangen; und Geld hatte die Reise auch gekostet, aber das Vergnügen, welches ihr auf dem Schloß zuteil geworden, war nicht groß, doch hier sprach sie davon kein Wort, sie wollte ihr Herz nicht dadurch erleichtern, daß sie der Arbeitersfrau davon erzählte, könnte die doch leicht glauben, sie genieße nicht mehr das frühere Ansehen bei der Grafenfamilie.
Da schrie der Rabe wieder und flog über sie hin. "Das schwarze Untier!" sagte Anne Lisbeth. "Wird mir heute noch einen Schrecken einjagen!"
Sie hatte Kaffeebohnen und Zichorie mitgebracht, weil sie dachte, es wäre für die arme Frau eine Wohltat, wenn sie ihr dies gab, damit sie eine Tasse Kaffee kochen könne; sie selbst könnte dann auch eine Tasse trinken. Die Frau machte sich daran, den Kaffe zu kochen, während Anne Lisbeth sich auf einem Stuhl niederließ und dort ermüdet einschlief. Es träumte ihr von dem, von dem ihr noch nie geträumt hatte; sonderbar, ihr träumte von ihrem eigenen Kind, das hier in der armen Hüte des Feldarbeiters gehungert und geweint hatte, sich in Wind und Wetter umhergetrieben hatte und jetzt in der Meerestiefe lag, der liebe Gott wußte, wo! Ihr träumte, daß sie säße, wo sie gerade saß, und daß die Frau mit Kaffeekochen beschäftigt wein, sie roch sogar die Bohnen, und in der Tür der Hütte, auf der Schwelle, stand eine wunderschöne Gestalt, die war ebenso schön wie das Grafenkind, und dieses Kind sprach zu ihr:
"Jetzt geht die Welt unter! Halte dich an mir fest, denn du bist doch meine Mutter. Du hast einen Engel im Himmel! Halte dich an mir fest!" Und das Kind, der Engel, griff nach ihr, und ein grausiges Gekrach ertönte, die Welt ging aus den Fugen, und der Engel erhob sich über die Erde und hielt sie fest an ihrem Hemdärmel, so fest, schien ihr, daß sie von der Erde emporgehoben wurde; aber es hängte sich wiederum etwas sehr schwer an ihre Füße, lag schwer über ihrem Körper, es war, als klammerten sich Hunderte von Weibern fest an sie und als riefen sie: "Sollst du gerettet werden, müssen wir auch gerettet werden! Angeklammert! Angeklammert!" Und dann klammerten sie sich alle an; es waren zu viele, ritsch ratsch! und der Ärmel riß, und Anne Lisbeth fiel entsetzt herunter, so daß sie dabei erwachte! - und sie war in der Tat eben nahe daran, mitsamt dem Stuhl, auf dem sie saß, umzustürzen; sie war dermaßen erschrocken und verwirrt, daß sie sich dessen nicht entsinnen konnte, was sie geträumt hatte, aber etwas Böses war es gewesen.
Nun wurde der Kaffee getrunken, dann wurde geplaudert, und endlich ging Anne Lisbeth weiter auf das Städtchen zu, wo sie den Fuhrmann antreffen wollte, um noch in derselben Nacht mit diesem in ihre Heimat zu fahren. Als sie aber mit dem Fuhrmann sprach, sagte derselbe, er könne erst am Abend des nächsten Tages zum Fahren fertig sein. Sie sann jetzt über die Kosten und die Länge des Weges nach, und indem sie bedachte, daß der Weg, wenn sie längs der Meeresküste ging, schon zwei Meilen kürzer sei als der Fahrweg und daß es klares Wetter und wohl auch Mondschein geben würde, da entschloß sie sich, ihn zu Fuß zurückzulegen und sogleich weiterzuwandern, so würde sie schon am nächsten Tage zu Hause sein.
Die Sonne war untergegangen, das Abendläuten von den Glocken der Dorfkirchen hallte noch durch die Luft - doch nein, es waren die Glocken nicht, sondern die Unken, die im Schilfe klagten. Jetzt schwiegen sie, alles ringsum war still, nicht einen Vogel vernahm man, alle waren zur Ruhe gegangen, selbst die Eule mochte nicht zu Hause sein; lautlose Stille herrschte am Waldesrand und Meeresstrand; wie sie dahinschritt am Ufer, hörte sie ihre eigenen Fußtritte im Sand; das Meer hatte keinen Wellenschlag, alles draußen über dem tiefen Gewässer war verstummt. Alle waren verstummt, die Lebendigen und die Toten des Meeres.
Anne Lisbeth schritt dahin, sie dachte, wie man sagt, an gar nichts, sie war abwesend von ihren Gedanken, aber die Gedanken waren von ihr nicht abwesend, die sind niemals von uns abwesend, sie schlummern nur so, sowohl die gedachten Gedanken, die untergetaucht sind, als auch diejenigen, die sich noch nicht gerührt haben. Aber diese Gedanken brechen zu ihrer Zeit hervor, sie rühren sich bald im Herzen, bald im Kopfe; sie stürzen sich gleichsam auf uns herab!
Es steht geschrieben: "Eine gute Tat trägt ihre segensreiche Frucht!" Und so steht auch geschrieben: "In der Sünde ist der Tod!" Vieles steht geschrieben, vieles ist gesagt worden, man weiß es nicht, man entsinnt sich dessen nicht, so erging es Anne Lisbeth; allein es kann einem ein Licht aufgehen, das Vergessene kann sich einem nahen!
Alle Laster, alle Tugenden liegen in unserm Herzen: in deinem, in meinem; sie liegen dort als kleine unscheinbare Samenkörner; von außen her kommt dann ein Sonnenstrahl, die Berührung einer bösen Hand. Du biegst um die Ecke, nach rechts oder links, ja, das kann entscheidend sein, und das kleine Samenkorn wird erschüttert, es schwillt auf dabei, es zerspringt und ergießt seine Säfte in all dein Blut, und nun bist du schon getrieben von dir selbst! Es gibt qualvolle Gedanken, die hat man nicht, wenn man so gleichsam schlummernd umherwandelt, aber sie sind da, sie gären im Herzen; Anne Lisbeth schritt so mit schlummernden Sinnen dahin, die Gedanken gärten! Von Lichtmeß zu Lichtmeß ist dem Herzen viel aufgerechnet worden, es hat eine ganze Jahresrechnung. Vieles ist vergessen, Sünden in Worten und Gedanken gegen Gott, unseren Nächsten und gegen unser eigenes Gewissen, wir denken nicht darüber nach, und Anne Lisbeth tat das auch nicht; sie hatte nichts verbrochen gegen das öffentliche Recht und Gesetz, sie war sehr gut angesehen, eine ehrenwerte, geachtete Person, das wußte sie. Und wie sie so einherschritt am Meeresufer - was lag denn dort? Sie blieb stehen; was war dort angeschwemmt? Ein alter Männerhut lag da. Wo möchte der wohl über Bord gegangen sein? Sie trat näher heran, blieb stehen und blickte den Hut an. Ja, was lag den dort? Sie fuhr erschrocken zusammen; allein es war nichts, worüber sie erschrocken war, es war Seegras und Schilf, das sich über einen großen länglichen Stein gelegt hatte, sah es doch ganz aus wie ein Mensch, es war nur Schilf und Seegras, aber sie erschrak doch, und indem sie weiterschritt, kam ihr so vieles in den Sinn, was sie als Kind gehört hatte, alter Aberglaube von Gespenstern am Meeresufer, dem Geist des Ertrunkenen und nicht Begrabenen, der an der öden Meeresküste angeschwemmt liegt. Der tote Leib, der tue niemandem etwas zu Leide, aber sein Geist, ja, der verfolge den einsamen Wanderer, hänge sich an denselben und fordere, zum Kirchhof getragen zu werden, um in geweihter Erde zu liegen. Angeklammert! Angeklammert! rufe das Gespenst. Und als Anne Lisbeth still für sich diese Worte wiederholte, stand ihr plötzlich ihr ganzer Traum vor Augen, leibhaftig wie er gewesen war, wie die Mutter sich an sie angeklammert und dieses Wort immerfort gerufen hatten, als die Welt versank, ihr Hemdärmel zerriß und sie aus den Händen ihres Kindes fiel, das sie in der Stunde des Jüngsten Gerichts hatte retten wollen. Ihr Kind, ihr eigenes, leibliches Kind, das sie nie geliebt hatte, ja, für das sie nicht einmal einen Gedanken gehabt hatte, dieses Kind lag jetzt auf dem Meeresgrunde, es konnte als Gespenst aus den Wellen auftauchen und rufen: "Angeklammert! Trage mich in geweihte Erde!" Und als sie daran dachte, prickelte ihr die Angst in den Fersen, so daß sie schneller dahinschritt; die Furcht kam heran als eine kalte, nasse Hand und legte sich in ihre Herzgrube, so daß sie fast ohnmächtig ward, und wie sie nun über das Meer hinausblickte, wurde dort alles dicker und dichter; ein schwerer Nebel wälzte sich heran, legte sich um Gebüsch und Baum, diese sonderbar gestaltend. Sie wandte sich um und schaute nach dem Mond, der hinter ihr stand; der war wie eine blasse Scheibe, ohne Strahlen, es war, als habe sich ein Etwas schwer auf alle ihre Gliedmaßen gelegt. Angekammert! Angeklammert! dachte sie, und als sie sich wieder umdrehte und den Mond anblickte, schien es ihr, als sei dessen weißes Gesicht ihr ganz nahe, und der Nebel hing ihr wie ein Gewand von den Schultern herab. "Angeklammert! Trage mich in geweihte Erde!" klang es in ihren Ohren, so hohl, so gar sonderbar, der Laut kam nicht von den Unken, nicht von den Raben oder Krähen, es war nichts von ihnen zu sehen. "Ein Grab! Grab mir ein Grab!" klang es ganz laut; ja, es war der Strandgeist von ihrem Kinde, das auf dem Meeresgrunde lag, das keinen Frieden fand, bevor es nicht auf den Kirchhof getragen und ihm ein Grab in geweihter Erde geschaufelt worden war. Dorthin wollte sie gehen, dort wollte sie graben, und sie schritt dahin in der Richtung, in der die Kirche lag, und es schien ihr dabei, als werde die Last ihr leichter, ja, sie verschwand, und da wollte sie wieder umkehren und auf dem kürzesten Wege nach Hause gehen, aber da faßte es sie wieder an: "Angeklammert! Angeklammert!" Es hörte sich an wie das Quaken der Frösche, wie das Klagen eines Vogels, nein, es klang ganz deutlich: "Ein Grab! Grab mir ein Grab!"
Der Nebel war kalt und feucht, Hand und Gesicht waren ihr kalt und naß vor Entsetzen, an ihren Körper faßte es und legte sich schwer darauf, in ihrem Innern öffnete sich ein unendlicher Raum für Gedanken, die niemals früher gekommen waren.
Hier im Norden schlägt der Buchenwald oft während einer einzigen Frühlingsnacht aus und steht im Tagessonnenschein da in seiner jungen, hellgrünen Pracht - in einer einzigen Sekunde kann in unserm Innern die Saat der Sünde in Gedanken, Worten und Taten aufgehen, die in unser bisheriges Leben gesät worden ist; sie sprießt empor und entfaltet sich während einer einzigen Sekunde, wenn das Gewissen erwacht, und Gott weckt es, wenn wir es am wenigsten vermuten. Alsdann ist nichts zu entschuldigen,die Tat ist da und zeugt wider uns; die Gedanken werden zu Worten, und die Worte klingen laut in die Welt hinaus. Wir entsetzen uns über das, was wir in uns getragen und nicht erstickt haben, über das, war wir in Übermut und Gedankenlosigkeit ausgesät haben. Das Herz birgt in sich alle Tugenden, aber auch alle Laster, und die gedeihen selbst auf kargstem Boden.
Anne Lisbeth hatte Raum für all die Gedanken, die wir hier in Worte gekleidet haben; sie war von ihnen überwältigt, sie brach zusammen und kroch eine Stecke auf der Erde hin. "Ein Grab, grab mir ein Grab!" ertönte es wieder, und am liebsten hätte sie sich selber begraben, wenn das Grab ein ewiges Vergessen jeglicher Tat wäre. Es war die ernste Stunde der Erweckung in Ängsten und Grauen. Der Aberglaube machte sie bald fröstelnd zittern, bald trieb er Fieberglut in ihr Blut. Gar vielen, von dem sie nie hatte reden mögen, kam ihr in den Sinn. Lautlos, wie die Wolkenschatten im hellen Mondenschein, fuhr eine gespenstische Erscheinung an ihr vorüber, sie hatte davon früher schon gehört. Dicht an ihr jagten vorüber vier schnaubende Rosse, das Feuer sprühte ihnen aus Augen und Nüstern, sie zogen eine glühende Kutsche, in der Kutsche saß der böse Gutsherr, der vor mehr als hundert Jahren in dieser Gegend sein Wesen getrieben hatte. Um jede Mitternacht, hieß es, fahre er in seinen Herrenhof hinein und kehre sogleich wieder um. Da! Da! Er war nicht bleich, wie man es von Toten sagt, nein, er war schwarz wie Kohle. Er nickte Anne Lisbeth zu und winkte ihr: "Angeklammert! Angeklammert! Dann kannst du wieder in gräflicher Kutsche fahren und kannst dein Kind vergessen. "
Sie raffte sich zusammen und eilte zum Kirchhof; aber die schwarzen Kreuze und die schwarzen Raben tanzten vor ihren Augen, und sie vermochte es nicht, die einen von den anderen zu unterscheiden. Die Raben schrien, wie der Rabe am Tage geschrien hatte, doch jetzt verstand sie, was sie schrien: "Ich bin die Rabenmutter! Die Rabenmutter" schrie jeder Rabe, und Anne Lisbeth wußte jetzt, daß dieser Name auch ihr galt; sie würde vielleicht in einen solchen schwarzen Vogel verwandelt werden und müßte vielleicht immerfort schreien, was die schrien, wenn sie das Grab nicht grübe.
Und sie warf sich auf die Erde, und sie grub mit ihren Händen ein Grab in den harten Boden, daß das Blut ihr aus den Nägeln sprang.
"Ein Grab, grab mir ein Grab!" tönte es immerfort, sie fürchtete, daß der Hahnenschrei und der erste rote Streifen im Osten kommen konnten, bevor sie ihre Arbeit beendigt hatte, dann war sie verloren.
Und der Hahn schrie, und es leuchtete im Osten auf - das Grab war nur halb gegraben; eine eisige Hand glitt über ihr Haupt und Antlitz hin bis in die Herzgrube. "Nur halbes Grab," seufzte es und entschwebte hinab auf den Meeresgrund, ja, es war der Strandgeist; Anne Lisbeth sank überwältigt und erstarrt zu Boden, alle Sinne schwanden ihr.
Es war heller Tag, als sie wieder zu sich kam, zwei Männer hoben sie auf; sie lag nicht auf dem Kirchhof, sondern unten am Meeresufer, und dort hatte sie ein tiefes Loch vor sich in den Sand gegraben und ihre Finger blutig geschnitten an einem zerbrochenen Glas, dessen scharfer Stiel in einem kleinen Holzklotz steckte. Anne Lisbeth war krank; das Gewissen hatte die Karten des Aberglaubens gemischt, hatte diese Karten gelegt und aus denselben herausbekommen, daß sie nunmehr nur eine halbe Seele hatte, die andere Hälfte hatte ihr Kind mit auf den Meeresgrund genommen; nimmer würde sie sich emporschwingen können zu der Gnade des Himmels, ehe sie nicht die andere Hälfte besäße, die festgehalten wurde in dem tiefen Wasser. Anne Lisbeth kam wieder in ihre Heimat, sie war nicht mehr dieselbe, die sie früher gewesen war, ihre Gedanken waren verwirrt wie verwirrtes Garn; nur einen Faden, nur einen Gedanken hatte sie frei gemacht, das war der, daß sie den Strandgeist zum Kirchhofe tragen und ihm ein Grab graben müsse, um dadurch ihre ganze Seele wiederzugewinnen.
Manche Nacht wurde sie in ihrer Wohnung vermißt, und immer fand man sie wieder an der Meeresküste, wo sie des Strandgeistes harrte; auf solche Weise verstrich ein ganzes Jahr, da verschwand sie wieder einmal eine Nacht, war aber nicht aufzufinden; der ganze folgende Tag verging mit vergeblichem Suchen.
Gegen Abend, als der Küster in die Kirche trat, um die Vesperglocke zu läuten, erblickte er dort vor dem Altar Anna Lisbeth, hier hatte sie seit dem frühesten Morgen verweilt; ihr Körper was fast unterlegen, aber ihre Augen strahlten, ihr Antlitz hatte einen rosigen Glanz, die letzten Sonnenstrahlen beschienen sie, strahlten über den Altar hin auf die blanken Beschläge der Bibel, die dort aufgeschlagen lag mit den Worten des Propheten Joel: "Zerreißet eure Herzen und nicht eure Kleider, kehret um zum Herrn!" - "Das war nur so zufällig!" sagten die Leute, "Wie so vieles zufällig ist!"
Im Antlitz Anne Lisbeths, bestrahlt von der Sonne, war zu lesen von Frieden und Gnade. Ihr sei so wohl, sagte sie. Nun habe sie überwunden! Diese Nacht sei der Strandgeist, ihr eigenes Kind, bei ihr gewesen, er habe zu ihr gesagt: du grubst mir nur ein halbes Grab - aber du hast jetzt Jahr und Tag mich ganz in deinem Herzen begraben, und dort birgt eine Mutter ihr Kind am besten! Und darauf habe er ihr ihre verlorene Seele wiedergegeben und habe sie hier in die Kirche hineingeleitet.
"Jetzt bin ich in Gottes Haus!" sprach sie, "und in dem Hause ist man selig!" Als die Sonne ganz unten war, war Anne Lisbeths Seele ganz oben, wo keine Furcht ist, wenn man hier ausgelitten hat und Anne Lisbeth hatte ausgelitten.
Anne Lisbeth var som Melk og Blod, ung og fornøiet, deilig at see paa, Tænderne skinnede saa hvide, Øinene saa klare; Foden var let i Dandsen og Sindet endnu mere let! hvad kom der ud af det? - "Den lede Unge!" - ja, deilig var han ikke! han blev sat ud til Grøftegraverens Kone, Anne Lisbeth kom paa det grevelige Slot, sad i stadselig Stue med Klæder af Silke og Fløiel; ikke en Vind turde blæse paa hende, Ingen sige hende et haardt Ord, for det havde hun Skade af og det turde hun ikke taale. Hun ammede det grevelige Barn, det var fiint som en Prinds, deiligt som en Engel, hvor elskede hun dette Barn; hendes eget, ja det var i Grøftegraverens Huus, hvor ikke Gryden kogte over, men Munden kogte over, og oftest var der Ingen hjemme, Drengen græd, men hvad Ingen hører det Ingen rører, han græd sig isøvn og i Søvnen føler man ikke til Sult og Tørst, Søvnen er saadan en god Opfindelse; i Aaringer - ja, som Tiden gaaer, skyder Ukrud op, siger man, Anne Lisbeths Dreng skød op, og dog var han sat i Væxten, sagde de; men heelt var han voxet ind i Familien her, de havde faaet Penge derfor, Anne Lisbeth var ham aldeles qvit, hun var Kjøbstadmadame, havde det luunt og godt inde og Hat paa, gik hun ud, men hun gik aldrig til Grøftegraverens, det var saa langt fra Staden og hun havde der heller ikke Noget at gjøre, Drengen var deres og tære sin Kost kunde han, sagde de, Gavn for Føden skulde han gjøre, og saa passede han Mads Jensens røde Ko, han kunde nok røgte og tage sig Noget for.
Lænkehunden paa Herregaardens Blegdam sidder i Solskinet stolt oven paa sit Huus og gjøer af hver, der kommer forbi, i Regnveiret kryber den indenfor, ligger tørt og luunt. Anne Lisbeths Dreng sad paa Grøften i Solskin, snittede paa en Tøirepæl, i Foraaret vidste han tre Jordbærplanter i Blomster, de vilde nok sætte Bær, det var hans gladeste Tanke, men der kom ingen Bær. Han sad i Regn og Rusk, blev vaad til Skindet, den skarpe Vind tørrede siden Tøiet paa Kroppen; kom han til Gaarden blev han puffet og stødt, han var led og grim, sagde Piger og Karle, det var han vandt til - aldrig elsket!
Hvordan gik det Anne Lisbeths Dreng? Hvorledes skulde det gaae ham? det var hans Lod: "aldrig elsket."
Fra Landjorden blev han kastet overbord, gik tilsøes paa en ussel Skude, sad ved Roret, mens Skipperen drak; skiden og led var han, forfrossen og graadig, man skulde troe, at han aldrig havde været mæt og det havde han heller ikke.
Det var seent paa Aaret, raat, vaadt, blæsende Veir, Vinden skar koldt gjennem de tykke Klæder, især til Søes, og der gik for eet Seil en ussel Skude med kun to Mand ombord, ja kun een og en halv kan man ogsaa sige, det var Skipperen og hans Dreng. Tusmørke havde det været den hele Dag, nu blev det sortere, det var en bidende Kulde. Skipperen tog sig en Dram det kunde varme indvendig! Flasken var fremme og Glasset med, det var heelt for oven, men Foden knækket af, og havde istedetfor den en tilsnittet blaamalet Træklods at staae paa. - En Dram gjorde godt, to gjorde bedre, meente Skipperen. Drengen sad ved Roret, det, han holdt paa med sine haarde, tjærede Hænder, grim var han, Haaret stridt, forkuet og forkrympet var han, det var Grøftegraverens Dreng, i Kirkebogen hed han Anne Lisbeths.
Vinden skar paa sin Viis, Skuden paa sin! Seilet bovnede, Vinden havde fat, der var flyvende Fart - raat, vaadt rundt omkring, men mere endnu kunde der komme - Stop! - hvad var det! hvad stødte, hvad sprang, hvad greb i Skuden? den dreiede sig om! kom der et Skybrud, løftede sig en Braadsø? - Drengen ved Roret skreg høit: "I Jesu Navn!" Skuden var stødt paa en mægtig Steen i Havbunden og sank som en gammel Sko i Gadekjæret; sank med Mand og Muus som man siger; og der var Muus, men kun halvanden Mand: Skipperen og Grøftegraverens Dreng. Ingen saae det, uden de skrigende Maager og Fiskene dernede, ja og de saae det ikke endda saa rigtigt, thi de fore forskrækkede tilside, da Vandet buldrede ind i Skuden, der sank; knap en Favn under Vandet stod den; gjemte vare de to; gjemte, glemte! kun Glasset med den blaamalede Træklods til Fod sank ikke, Træklodsen holdt det oppe; Glasset drev for at knækkes over og skylles op paa Stranden, - hvor og naar? ja det var jo ikke noget videre! nu havde det tjent ud og det havde været elsket; det havde ikke Anne Lisbeths Dreng! dog i Himmeriges Rige vil ingen Sjæl kunde sige meer: "aldrig elsket!"
*
Anne Lisbeth var i Kjøbstaden og det allerede i mange Aar, blev kaldt Madam og kneisede især op, naar hun talte om gamle Minder, den grevelige Tid, da hun kjørte i Karreet og kunde talte med Grevinder og Baronesser. Hendes søde Grevebarn var den yndigste Guds Engel, den kjærligste Sjæl, han havde holdt af hende og hun havde holdt af ham. De havde kysset hinanden og klappet hinanden, han var hendes Glæde, hendes halve Liv. Nu var han stor, var fjorten Aar, havde Lærdom og Deilighed; hun havde ikke seet ham siden hun bar ham paa sine Arme; ikke havde hun i mange Aaringer været paa det grevelige Slot, det var en heel Reise derhen.
"Jeg maa tage det overtvært engang!" sagde Anne Lisbeth, "jeg maa til min Herlighed, til mit søde Grevebarn! ja, han længes vist ogsaa efter mig, tænker paa mig, holder af mig, som da han hang med sine Engle-Arme om min Hals og sagde: "An-Lis!" det var ligesom en Violin! ja jeg maa tage det overtvært og see ham igjen!"
Hun kjørte med Kalvevogn, hun gik paa sin Fod, hun kom til det grevelige Slot, det var stort og skinnende som altid før, Haven som før derudenfra, men Folkene i Huset vare alle Fremmede, ikke Een af dem kjendte Noget til Anne Lisbeth, de vidste ikke hvad hun havde betydet her engang, det vilde nok Grevinden sige dem, ogsaa hendes egen Dreng! hvor længtes hun efter ham.
Nu var Anne Lisbeth her; længe maatte hun vente og Ventetid er lang! Før Herskabet gik til Bords blev hun kaldt ind til Greveinden, og meget godt tiltalt. Sin søde Dreng skulde hun see efter Bordet, saa blev hun kaldt ind igjen!
Hvor var han bleven stor, lang og tynd, men de yndige Øine havde han og den Engle-Mund! han saae paa hende, men han sagde ikke et Ord. Han kjendte hende vist ikke. Han vendte sig om, vilde gaae igjen, men da tog hun hans Haand, trykkede den op til sin Mund! "Naa, det er godt!" sagde han, og saa gik han ud af Stuen, han, hendes Kjærligheds Tanke, han, som hun havde elsket og elskede høiest, han, hendes jordiske Stolthed.
Anne Lisbeth gik udenfor Slottet paa den aabne Landevei, hun var saa trist; han havde været saa fremmed imod hende, ikke havt Tanke for hende, ikke Ord, han, som hun engang ved Nat og Dag havde baaret, og altid bar i Tanken.
Der fløi en stor sort Ravn ned paa Veien foran hende, skreg, skreg igjen, "Eia!" sagde hun, "hvad er Du for en Ulykkensfugl!"
Hun kom forbi Grøftegraverens Huus, der stod Konen i Døren og saa talte de sammen.
"Du er vel ved Magt!" sagde Grøftegraverens Kone, "Du er tyk og fed! Dig gaaer det godt!"
"Saamænd!" sagde Anne Lisbeth.
"Fartøiet med dem er da forgaaet!" sagde Grøftegraverens Kone. "Lars Skipper og Drengen ere druknede begge To. Nu har de Ende paa det. Jeg havde dog troet, at Drengen engang skulde kunne have hjulpet mig med en Skilling, Dig kostede han nu ikke meer, Anne Lisbeth!"
"Ere de druknede!" sagde Anne Lisbeth, og saa talte de ikke mere om den Ting. Anne Lisbeth var saa bedrøvet, fordi hendes Grevebarn ikke gad tale til hende, hun, som elskede ham og havde taget den lange Vei for at komme her, det havde ogsaa kostet Penge, Fornøielsen, hun havde faaet, var ikke stor, men det sagde hun her ikke et Ord om, hun vilde ikke lette sit Sind ved at tale om det til Grøftegraverens Kone, hun kunde jo troe, at hun ikke meer var anseet hos Grevens. Da skreg igjen Ravnen hen over hende.
"Det sorte Spectakel," sagde Anne Lisbeth, "gjør mig nok forskrækket i Dag!"
Hun havde bragt med kaffebønner og Cichorie, det vilde være en Velgjerning mod Grøftegraverens Kone at give hende det til at lave en Skaal Kaffe, Anne Lisbeth kunde faae sig en kop med, og Grøftegraverens Kone gik hen at koge den, og Anne Lisbeth satte sig paa en Stol og der faldt hun i Søvn; da drømte hun om Den, hun aldrig før havde drømt om, det var underligt nok: hun drømte om sit eget Barn, der her i Huset havde sultet og skraalet, drevet for Lud og koldt Vand, og nu laae i det dybe Hav, Vor Herre vidste hvor. hun drømte, at hun sad hvor hun sad, og at Grøftegraverens Kone var ude at lave kaffe, hun kunde lugte Bønnerne, og der stod i Døren saadan en deilig Een, han var ligesaa kjøn som Grevebarnet, og den Lille sagde:
"Nu forgaaer Verden! hold Dig fast ved mig, for Du er dog min Moder! Du har en Engel i Himmeriges Rige! hold fast ved mig!"
Og saa greb han efter hende, men der lød saadan et Rabalder, det var nok Verden der gik fra hinanden, og Englen løftede sig og holdt hende fast i hendes Særkeærme, saa fast, syntes hun, at hun lettedes fra Jorden, men der hang sig Noget saa tungt ved hendes Been, det laae hen over hendes Ryg, det var ligesom om hundrede Qvinder klyngede sig fast, og de sagde: "Skal Du frelses, maae vi ogsaa! hæng paa! hæng paa!" og saa hang de Allesammen paa; det var for Meget, "Ritsch-ratsch!" sagde det, Ærmet flængedes og Anne Lisbeth faldt forfærdeligt, saa at hun vaagnede ved det - og var lige ved at styrte om med Stolen, hun sad paa, hun var saa fortumlet i Hovedet, at hun slet ikke kunde huske hvad hun havde drømt, men noget Ilde havde det været.
Saa blev Kaffen drukken, saa blev der talt, og saa gik Anne Lisbeth til den nærmeste By, hvor hun skulde træffe Fragtmanden og endnu denne Aften og Nat kjøre med ham til sit Hjemsted; men da hun kom til Fragtmanden, sagde han, at de ikke kunde komme afsted før den næste Dags Aften, hun tænkte da over, hvad det vilde koste hende at blive, tænkte over Veilængden og betænkte, at gik hun langs Stranden og ikke af Kjøreveien, da var det næsten to Miil kortere; det var jo høit Veir og nok Fuldmaane, og saa vilde Anne Lisbeth gaae, næste Dag kunde hun være hjemme
Solen var nede, Aftenklokkerne klang endnu, - nei, det var ikke Klokkerne, det var Peder Oxes Frøer, der koaxede i Kærene. Nu taug de, Alt var stille, ikke en Fugl hørte man, hver af dem var til Ro, og Uglen var nok ikke hjemme; lydløst var der ved Skov og Strand, hvor hun gik, hun hørte sine egne Fodtrin i Sandet, Havet havde ikke Skvulpen, Alt derude i det dybe Vand var lydløst; stumme vare de Alle dernede, de Levende og de Døde.
Anne Lisbeth gik og tænkte ikke paa nogen Ting, som man siger, hun var borte fra sine Tanker, men Tankerne vare ikke borte fra hende, de ere aldrig borte fra os, de ligge bare i en Døs, baade de levendegjorte Tanker, der havde lagt sig, og de, som endnu ikke have rørt sig. Men Tankerne kommer nok frem, de kunne røre sig i Hjertet, røre sig i vort Hoved eller falde ned over os!
"God Gjerning har sin Velsignelsens Frugt!" staaer der skrevet; "i Synden er Død!" staaer der ogsaa skrevet! Meget staaer skrevet, Meget er sagt, man veed det ikke, man husker ikke, saadan gik det Anne Lisbeth; men det kan gaae op for Een, det kan komme!
Alle Laster, alle Dyder ligge i vort Hjerte! i dit, i mit! de ligge som smaa ikke synlige Korn; saa kommer der udenfra en Solstraale, en ond Haands Berørelse, Du dreier om Hjørnet, til Høire eller Venstre, ja, det kan afgjøre det, og det lille Frøkorn rystes, det svulmer derved, det sprænges, og gyder sine Safer i alt dit Blod og saa er Du paa Farten. Det er ængstende Tanker; dem har man ikke naar man gaaer i en Døs, men de ere i Røre: Anne Lisbeth gik i en Døs, Tankerne vare i Røre! Fra Kyndelmisse til Kyndelmisse har Hjertet Meget paa sit Regnebræt, det har Aars Regnskab, Meget er glemt, Synd i Ord og Tanker mod Gud, vor Næste og mod vor egen Samvittighed; vi tænke ikke derover, det gjorde heller ikke Anne Lisbeth, hun havde intet Ondt gjort mod Lands Lov og Ret, hun var meget godt anseet, skikkelig og hæderlig, vidste hun. Og som hun nu gik ved Stranden, - hvad var det der laae? Hun standsede; hvad var der skyllet op? en gammel Mandshat laae der. Hvor mon den var gaaet overbord. Hun gik nærmere, blev staaende og saae paa den, - eia! hvad laae der! hun blev ganske forskrækket; men der var ikke Noget at blive forskrækket over, det var Tang og Siv, der laae snoet hen over en stor aflang Steen, det saae ud som et heelt Menneske, det var kun Siv og Tang, men forskrækket blev hun og idet hun gik videre, kom hende i Tanke saa Meget, hun havde hørt som Barn, al den Overtro om "Strandvarslet," Spøgelset af den Ubegravne, der laae skyllet op paa den øde Strandbred. "Strandvaskeren": den døde Krop, den gjorde Intet, men dens Spøgelse, Strandvarslet fulgte den eensomme Vandrer, hang sig fast og forlangte at bæres til Kirkegaarden, for at begraves i christen Jord. "Hæng paa! hæng paa!" sagde det; og som Anne Lisbeth gjentog for sig selv disse Ord, gik med Eet op for hende hele hendes Drøm, saa lyslevende, hvorledes Mødrene havde klyget sig til hende med dette Udraab: "hæng paa! hæng paa!" hvorledes Verden sank, hendes Særkeærme revnede og hun faldt fra sit Barn, der i Dommens Stund vilde have holdt hende oppe. Hendes Barn, hendes eget kjødelige Barn, det, hun aldrig havde elsket, ja, ikke engang tænkt paa, dette Barn var nu paa Havsens Bund, det kunde som Strandvarsel komme og raabe: "hæng paa! hæng paa! bring mig i christen Jord!" og idet hun tænkte det, prikkede Angesten hende i Hælene, saa at hun gik raskere; Frygten kom som en kold klam Haand og lagde sig i hendes Hjertekule, saa hun var lige ved at faae ondt, og i det hun nu saae ud over Havet, blev der tykkere og tættere; en tung Taage skød sig frem, lagde sig om Busk og Træer, de fik et underligt Udseende derved. Hun vendte sig for at see efter Maanen, der stod bagved hende, den var som en bleg Skive uden Straaler, det var som Noget havde lagt sig tungt paa alle hendes Lemmer: hæng paa! hæng paa! tænkte hun, og da hun igjen vendte sig om og saae paa Maanen, syntes hun, at dens hvide Ansigt var lige tæt ved hende, og Taagen hang som et Lin ned over hendes Skuldre: "hæng paa! bring mig i christen Jord!" vilde hun høre og hørte ogsaa en Lyd, saa huul, saa sær, den kom ikke fra Frøerne i Kæret, ikke fra Ravne eller Krager, for dem saae hun jo ikke, "begrav mig! begrav mig!" klang det lydeligt! ja, det var Strandvarslet af hendes Barn, der laae paa Havsens Bund, det fik ikke Fred før det blev baaret til Kirkegaarden og Graven gravet i christen Jord. Derhen vilde hun gaae, der vilde hun grave, hun gik i den Retning hvor Kirken laae, og da syntes hun at Byrden blev lettere, den forsvandt, og hun vilde saa igjen vende om og naae ad den korteste Vei hjem, men da knugede det hende igjen: hæng paa! hæng paa! - det lød som Frøernes Qvæk, det lød som en klynkende Fugl, det lød saa grangiveligt "begrav mig! begrav mig!"
Taagen var kold og klam, hendes Haand og Ansigt var koldt og klamt af Rædsel! udenom hende klemte det, indeni hende blev der et uendeligt Rum for Tanker, hun før aldrig havde fornummet.
I een Foraarsnat her i Norden kan Bøgeskoven springe ud, staae i sin unge, lyse Pragt ved Dagens Solskin, i eet eneste Secund kan indeni os hæve og udfolde sig den Sæd af Synd i Tanke, Ord og Gjerning, der i vort første Liv er nedlagt; den løfter og udfolder sig i eet eneste Secund, naar Samvittigheden vaagner; og Vor Herre vækker den, naar vi mindst vente det; da er det Intet at undskylde, Gjerningen staaer og vidner, Tankerne faae Ord og Ordene klinge lydeligt ud over Verden. Vi forfærdes over, hvad vi have baaret i os og ikke qvalt, forfærdes over, hvad vi i Overmod og Tankeløshed have strøet ud. Hjertet har i Gjemme alle Dyder, men ogsaa alle Laster, og de kunne trives selv i den goldeste Grund.
Anne Lisbeth rummede i Tankerne, hvad vi her have sagt i Ord, hun var overvældet deraf, hun sank til Jorden, krøb henad den et Stykke, "Begrav mig! begrav mig!" sagde det, og helst havde hun begravet sig selv, dersom Graven var en evig Forglemmelse af Alt. - Det var Alvorens Vækkelses-Stund med Gru og Angest. Overtroen kom Hedt og Koldt i hendes Blod, saa Meget, hun aldrig gad tale om, kom i Tanke. Lydløs, som Skyens Skygge i det klare Maaneskin, foer forbi hende et Syn, hun havde hørt om det før. Tæt forbi hende joge fire fnysende Heste, Ilden skinnede dem ud af Øine og Næsebor, de trak en gloende Karreet, i den sad den onde Herremand, der for meer end et hundred Aar siden havde huseret her i Egnen. Hver Midnat, hed det, foer han ind i sin Gaard og vendte strax igjen, han var ikke hvid som man siger den Døde er, nei, han var sort som et Kul, et udbrændt Kul. Han nikkede til Anne Lisbeth og vinkede: "hæng paa! hæng paa! saa kan Du igjen kjøre i grevelig Vogn og glemme dit Barn!"
Mere iilsom skyndte hun sig afsted og hun naaede Kirkegaarden; men de sorte Kors og de sorte Ravne blandede sig for hendes Øine, Ravnene Skreg som Ravnen i Dag havde skreget, dog nu forstod hun hvad det var, den sagde: "jeg er Ravnemoder! jeg er Ravnemoder!" sagde hver af dem, og Anne Lisbeth vidste, at Navnet ogsaa gjaldt hende, hun vilde maaskee blive forvandlet til saadan en sort Fugl og ideligt maatte skrige, hvad den skreg, fik hun ikke Graven gravet.
Og hun kastede sig ned paa Jorden, og hun gravede med sine Hænder en Grav i den haarde Jord, saa at Blodet sprang hende ud af Fingrene.
"Begrav mig! begrav mig!" lød det ideligt, hun frygtede for Hanegal og den første røde Stribe i Øst, thi kom de før hendes Arbeide var endt, da var hun fortabt. Og Hanen galede og i Øst lyste det - - Graven var kun halv gravet, en isnende Haand gled hen over hendes Hoved og Ansigt ned til Hjertestedet. "Halv Grav kun!" sukkede det og svævede bort, ned paa Havsens Bund, ja, det var Strandvarslet; Anne Lisbeth sank overvældet og betagen til Jorden, hun havde ikke Tanke eller Fornemmelse.
Det var lys Dag, da hun kom til sig selv, to Karle løftede hende i Veiret; hun laae ikke paa Kirkegaarden, men nede paa Strandbredden, og der havde hun gravet foran sig et dybt Hul i Sandet og skaaret sine Fingre tilblods paa et sønderbrudt Glas, hvis skarpe Stilk stak i en blaamalet Træfod. Anne Lisbeth var syge; Samvittigheden havde blandet Overtroens Kort, lagt dem op og faaet ud deraf, at nu havde hun kun en halv Sjæl, den anden Halvdel havde hendes Barn taget med sig ned paa Havsens Bund; aldrig vilde hun kunne flyve op mod Himmeriges Naade, før hun havde igjen den anden halve Deel, der holdtes paa i det dybe Vand; Anne Lisbeth kom til sit Hjem, hun var ikke det Menneske meer, hun før havde været; hendes Tanker vare spegede som Garnet, der speges, een Traad kun havde hun red, den, at bære Strandvarslet til Kirkegaarden, grave det en Grav og derved vinde sin hele Sjæl tilbage.
Mangen Nat blev hun savnet i sit Hjem og altid fandt man hende da ved Stranden, hvor hun ventede paa Strandvarslet; saaledes hengik et heelt Aar, da forsvandt hun igjen en Nat, men var ikke at finde; hele den følgende Dag gik hen med forgjæves Søgen.
Henimod Aften, da Degnen kom ind i Kirken for at ringe til Solnedgang, saae han foran Altret laae Anne Lisbeth; her havde hun været fra den tidlige Morgenstund, hendes Kræfter vare næsten borte, men hendes Øine lyste, hendes Ansigt havde en rødmende Glands; de sidste Solstraaler skinnede ind paa hende, straalede hen over Alterbordet paa de blanke Spænder af Bibelen, der laae opslaaet, med de Ord af Propheten Joel: "Sønderriver Eders Hjerter og ikke Eders Klæder, vender om til Herren!" - "det var nu saaledes tilfældigt!" sagde man, som saa Meget er tilfældigt!
I Anne Lisbeths Ansigt, som Solen belyste, var der at læse om Fred og Naade. Hun var saa vel! sagde hun. Nu havde hun forvundet Sit! i Nat havde Strandvarslet, hendes eget Barn, været hos hende, det havde sagt: Du gravede kun halv Grav - for mig, men Du har nu Aar og Dag begravet mig heelt i dit Hjerte, og der gjemmer en Moder sit Barn bedst! og saa havde det givet hende igjen hendes tabte halve Sjæl og ledet hende herind i Kirken.
"Nu er jeg i Guds huus!" sagde hun, "og i det er man salig!"
Da Solen var heelt nede, var Anne Lisbeths Sjæl heelt oppe, hvor der er ingen Frygt, naar den her udstridt, og udskridt havde Anne Lisbeth.